Die heilende Kraft der Dankbarkeit -03.10.2021

Liebe Leser*innen,

Gedanken zu Erntedank Gottesdienst am 3.10.2021. Wenn ich den Predigttext (2.Kor 9,6-15) zum Erntedankfest betrachte, drängt sich mir der Titel auf:

Die heilende Kraft der Dankbarkeit

Dankbarkeit verbindet Menschen untereinander und mit Gott. Nun ist es uns Menschen nicht in die Wiege gelegt, fröhlich etwas von dem zu geben, was uns gehört, ohne dass wir dafür auch etwas zurückbekommen. –„Es muss sich rechnen!!!“- Ich mache selbst immer wieder diese Erfahrung. Gerne helfe ich und ich teile auch gerne. Diese Haltung würde ich allen Menschen zusprechen. Gleichzeitig begleitet mich nicht selten der Gedanke: „Ich helfe dir, aber Du musst dann so sein, wie ich mir das wünsche.Dass Du so oder so zu sein hast, damit alles gut wird“ Ich kann mir vorstellen, dass Ihnen dieser Gedanke auch schon begegnet ist. Geschäfte werden gemacht. Alle Beteiligten sollen zufrieden sein. Wenn das gelingt und alle Beteiligten einen Zugewinn hatten, war es ein gutes Geschäft. Das ist Super! Aber wie ist das mit Geschenken? Da überlegen wir lieber etwas genauer. Was bin ich bereit zu geben? Ich möchte ja nicht, dass meine Geschenke, meine Gabe „Perlen vor die Säue sind.“(Mt 7,6b) Nicht selten steckt hinter einer Gabe auch eine Erwartung:  „Wenn ich jetzt schenke, dann möchte ich auch etwas wiederbekommen.“ Zumindest: „Du musst dich jetzt ändern, damit ich nicht mehr schenken muss.“ Je größer die Wahrscheinlichkeit ist, dass diese Rechnung aufgeht, umso bereitwilliger werde ich schenken. Wir sehen an der Dekoration des Altars[1], wie sehr Gott uns mit den Früchten seiner Welt beschenkt. Gott beschenkt uns mit vielen guten Nahrungsmitteln und mit Menschen, die diese erwirtschaften. Er beschenkt uns mit Begabungen in Produktion, Wirtschaft, Wissenschaft, Dienstleistung und in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens. Das größte Geschenk ist jedoch die „unaussprechliche Gabe“ (2. Kor 9,15), das ist Jesus. Jesus ist die große Gabe Gottes an uns Menschen (vgl. Joh 3,16; 4,10). Gott hat „seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben“ (Röm 8,32). Über dieses Geschenk allein können wir immer und immer wieder nachdenken. Und wir wollen uns neu gegenseitig anspornen, ihn zu betrachten und besser kennen zu lernen. Eine bessere Gabe und ein vollkommeneres Geschenk gibt es nicht. Und das Ganze aus purer Liebe. Ist Liebe im Spiel, dann schenken wir gerne. Kinder und Enkelkinder freuen sich nicht selten über das, was sie von Eltern und Großeltern bekommen, ohne dass sie dafür etwas tun mussten. Geht es aber um das fröhliche Geben, dann geht es nicht um ein Geschäft und dann geht es auch nicht um die Beziehungspflege unter Menschen, sondern vielmehr um ein Opfer, das denen gebracht wird, die nichts zurückgeben können. Was wird aber die Herzen so öffnen, dass ein Mensch zu einem fröhlichen Geber wird, der mit seiner Gabe ein Opfer bringt? Das ist die Dankbarkeit und Dankbarkeit ist nichts anderes, als dass wir uns in Demut bewusstmachen, dass uns ja schon alles geschenkt ist. Wir werden es niemals zurückgeben, vergelten können. Und das brauchen wir auch nicht, den Gott selbst, der Reichste, der Höchste, ist zu den Ärmsten, zu den Geringsten gegangen und hat die Schuld der Welt auf sich genommen und mit seinem teuren Blut das Lösegeld bezahlt. Wir können es nicht zurückgeben. Wir können aber den Samen, unsere Saat, in uns aufgehen lassen. (2. Kor 9,10b) So werden aus sieben Broten und einigen Fischen nach einer Speisung von 4000 Menschen sieben Körbe voll Brot. (Mk 8,9 ; Mt 15,37) Carl Lagerfeld hat mal in einer Talkshow bei Markus Lanz gesagt: „Ich schmeiße das Geld zum Fenster raus, damit es in der Türe wieder reinkommt“. Man könnte denken: „Was für einen Quatsch redet dieser Mensch da?“ Aber ist das wirklich Unsinn, so zu denken? Wenn Gott die Macht hat, uns jede Gabe im Überfluss zu schenken, sodass wir in jeder Hinsicht und zu jeder Zeit alles haben, was wir zum Leben brauchen und wir immer noch mehr als genug haben, um anderen reichlich Gutes zu tun. „So heißt es ja in der Heiligen Schrift: »Er verteilt Spenden unter den Armen. Seine Gerechtigkeit steht fest für immer.« Gott gibt den Samen zum Säen und das Brot zum Essen. (2. Kor9,9-10) Liebe Leser*innen, aus diesen Gedanken erschließt sich mir folgendes: Aus unserer Dankbarkeit erwächst die fröhliche Geberschaft, aus unserer Gabe erwächst ihr Erkennen von Gottes Herrlichkeit. Die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes ist das Heilwerden der Welt.

Ihr / Euer Jugendleiter

Udo Mandelkow

[1] Bild hat Veronika